COMPASSIO – Barocke Chormusik zur Passion

Mittwoch

13
Apr
COMPASSIO – Barocke Chormusik zur Passion

Margarethenkirche
Sterzing (Südtirol)
Beginn: 20:00 Uhr
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Info

Ensemble VocalArt Brixen

Marian Polin, Leitung

 

COMPASSIO – Barocke Chormusik zur Passion

 

Jan Dismas Zelenka (1679 – 1745)

Responsoria pro Sabbato Sancto

 

František Ignác Tůma (1704 – 1774)

Stabat Mater g-Moll

 

Programmeinführung

Das Brixner Ensemble VocalArt unter der Leitung von Marian Polin öffnet in seinem aktuellen Passionsprogramm compassio („Mitleid“) ein musikalisches Zeitfenster in einen Karfreitag-Abend um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Es erklingen die Vertonungen zweier liturgischer Texte, die man aus heutiger Sicht überhaupt nicht mehr mit diesem Tag in Verbindung bringen würde: zum einen die Responsorien (dreiteilige Antwortgesänge zu den Lamentationen des Jeremia) zu den drei Nokturnen in der Matutin (Morgengebet) des Karsamstags, welche durch die damals praktizierte anticipatio festorum bereits am Vorabend gehalten wurde. Zum anderen die mittelalterliche Dichtung des Stabat Mater, zu singen am mittlerweile nicht mehr in der Fastenzeit, sondern im September liegenden Fest Sieben Schmerzen Mariens. In der Tradition des Santo Sepolcro, der musikalischen Totenwache, wurde dessen Vertonung allerdings auch häufig am Abend des Karfreitags gegeben.

Jan Dismas Zelenka (1679-1745), Kapellmeister am katholischen Dresdner Hof, gilt als Bindeglied zwischen dem Habsburgerreich und dem lutherischen Großmeister J. S. Bach, mit dem er persönlich im Austausch stand. Die Responsorien aus dem Jahr 1723 (einem Jahr vor der Erstaufführung von Bachs Johannespassion im nahen Leipzig) sind streng im polyphonen stile antico gehalten und lassen dennoch nichts von Zelenkas unverkennbarer, oft ans Bizarre grenzender Dramatik und Textausdeutung vermissen. Mit dem jüngeren František Ignác Tůma (1704-1774) verbindet ihn neben der böhmischen Herkunft auch das Studium bei Hofkapellmeister J. J. Fux in Wien. Tůma, der zeitlebens in adeligen Kreisen der Kaiserstadt als Kapellmeister bedienstet war, liefert mit seiner Stabat Mater-Vertonung einen der selbstbewusstesten Beiträge zu einem Genre, das bereits damals von der legendären Vertonung Pergolesis von 1734 (der meistgedruckten Komposition des 18. Jahrhunderts) dominiert wurde. Das heutige Schattendasein dieses Chorwerkes ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass in diesem einstigen Standardwerk erstmals ein Katalog an musikalischen chiffres geboten wird, die wir in weiterer Folge in Haydns frühem Stabat Mater und schlussendlich Mozarts Requiem wiederfinden werden, wodurch es als wichtiger musikalischer Brückenkopf zwischen neapolitanischem Monumentalbarock und Wiener Klassik gesehen werden muss.

Im modernen Publikum können, im Sinne der mittelalterlichen Passionsfrömmigkeit, Affekte der compassio, des Mit-Leidens oder der Mit-Leidenschaft, des Schmerzens und der Trauer geweckt werden, die schließlich mit der Sequenz in die Bitte gipfeln, dass die Seel sich mög erheben
frei zu Gott im ewgen Leben, wann mein sterbend Auge bricht
.

 


Ort

Gamper-Platz
Sterzing
(Italien)
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